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Modelllernen als schreibdidaktisches Konzept
Kurzbeschreibung des Forschungsprojekts
Im Sportunterricht gilt es als gängige Lehrhandlung, Bewegungsabläufe vorzuzeigen, im Mathematikunterricht rechnen Lehrpersonen oftmals Rechenschritte an der Tafel vor und erklären dabei ihr Vorgehen. Lehrerinnen und Lehrer modellieren in diesen Unterrichtsphasen also die zu erlernenden Handlungen für ihre Schülerinnen und Schüler und werden für sie als Modelle aktiv. Das Sparkling Science-Projekt "Modelllernen als schreibdidaktisches Konzept"griff dieses didaktische Konzept auf und untersuchte in zwei Teilstudien sein Potenzial für das (vor-)wissenschaftliche Schreiben im Fachunterricht in Deutsch als Erst-, Zweit- und Fremdsprache. Die Teilstudie Lernen als Modell ging der Frage nach, welche Denkprozesse die Tatsache, selbst zu schreiben und das eigene Schreibhandeln für die Schülerinnen und Schüler zu modellieren, bei den Lehrpersonen auslöst und wie das Modelllernen zur Erweiterung ihrer wissenschaftspropädeutischen Lehrkompetenz beitragen kann. In der Teilstudie Lernen am Modell erforschten die Schülerinnen und Schüler den Textproduktionsprozess ihrer Lehrerinnen, indem sie diesen beobachtteen und in einem retrospektiven Interview ihren Lehrerinnen auch Fragen zum Beobachteten stellten.
Ihre Erkenntnisse hielten sie in einem Forschungsbericht fest und ermöglichten den Forscherinnen und Forschern dadurch Einblicke in die emische Perspektive auf das Lernen. Zudem entwickelten die Schülerinnen und Schüler zu einem zentralen Aspekt ihres Forschungsberichts Konzepte für Lernvideos. Diese Konzepte durchliefen ein Review-Verfahren, danach wurden die Lernvideos an zwei Projekttagen in Wien erstellt und bei einer Online-Konferenz präsentiert. Die Schülerinnen und Schüler durchliefen somit zentrale Phasen eines Forschungsprozesses, lernten Textsorten sowie kommunikative Praktiken des Wissenschaftsbetriebs kennen und profitierten damit nicht nur unmittelbar für das Verfassen der VWA/Diplomarbeit von dem Projekt, sondern erwarben auch Schlüsselkompetenzen für einen erfolgreichen Übergang vom sekundären zum tertiären Bildungsweg.
Themenanregungen für VWA und Diplomarbeit
- Modellierhandlungen im Unterricht: In diesem Themenfeld geht es darum, am eigenen Schulstandort zu ermitteln, inwieweit das Modellieren als Lehrhandlung bereits in den schulischen Unterricht integriert ist. Auch kann die Art des im Unterricht auftretenden Modellierens im Zentrum der Abschlussarbeit stehen. Das heißt, dass auch genauer untersucht wird, wie die Lehrperson dies macht (z.B. an der Tafel, am Computer, ausschließlich verbal ohne visuelle Komponente) und wie diese Modellierphase didaktisch gerahmt wird (z.B. Was passiert davor, was danach?). Dabei kann der Fokus über das Modellieren von Schreibprozessen hinausgehen und diverse Fächer mit einschließen. Für die Untersuchung eignen sich vor allem die Methoden Befragung und/oder Beobachtung.
- Die VWA/Diplomarbeit als Wegweiser im Hochschulstudium: In diesem Themenbereich steht die VWA/Diplomarbeit als Lerngelegenheit für Kompetenzen, die für ein Hochschulstudium dienlich sind, im Zentrum des Interesses. Im Fokus steht dabei das (vor)wissenschaftliche Schreiben, wobei auch spezifische Aspekte wie beispielsweise das Zitieren, Prozesse der Schreibplanung o.Ä. ins Zentrum gerückt werden können. Dabei könnten sowohl Expertinnen und Experten an Hochschulen als auch Studierende, deren Matura die VWA/Diplomarbeit zum Bestandteil hatte, befragt werden. Auch scheint es denkbar, Schreibprozesse oder –produkte dieser Zielgruppe in die Studie mit einzubeziehen und zu analysieren.
- „Herausforderung Literaturbeschaffung“ beim (vor)wissenschaftlichen Schreiben: Als Teil von (vor)wissenschaftlichen Schreibprojekten stellt die Suche nach geeigneter Literatur und das Filtern von qualitativ hochwertigen Quellen eine zentrale Fähigkeit dar, die sowohl für die Matura als auch das Hochschulstudium große Bedeutung hat. Im Vordergrund einer Untersuchung in diesem Themenfeld könnten zum Beispiel adäquate Orte für die Literatursuche, Such- und Filterungsprozesse oder Qualitätsmerkmale der Quellen stehen. Je nach Schwerpunkt der Studie könnten dabei Forschungspartner/-innen mit unterschiedlichen Erfahrungsschätzen eingebunden werden, z.B. Schülerinnen und Schüler, Studierende, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die Herausforderungen aus verschiedenen Perspektiven erkennen. Ebenso kann die Abschlussarbeit geeignete Lösungswege mitbetrachten. Befragungen und Beobachtungen von Such- oder Bewertungsprozessen eignen sich für die-sen Bereich als Erhebungsmethoden.
- Erklärvideos im Unterricht und anderswo: In diesem Themenfeld geht es darum, ein Bild von der aktuellen Nutzung sogenannter Erklärvideos zu erhalten. Dabei sind ebenfalls mehrere Arbeiten und Fragestellungen möglich, die entweder stärker auf den Einsatz von Erklärvideos im Unterricht oder ihre individuelle Nutzung ergänzend zum Unterricht abzielen. So könnten zum Beispiel stärker Schülerinnen und Schüler als Peers und ihre Nutzungsgewohnheiten im Vordergrund stehen, ebenso aber auch Lehrpersonen und ihre Überlegungen und Umgangsweisen beim Einsatz mit Erklärvideos im Unterricht. Interviews eignen sich als Erhebungsmethoden ebenso wie Umfragen.
- Modellschreibende erforschen: Bei dieser Themenanregung geht es darum, sich mit einer konkreten Schreibsituation (z.B. Verfassen eines Abstracts im wissenschaftlichen Kontext, Verfassen einer Antwort auf eine Beschwerde-Email im beruflichen Kontext) auseinanderzusetzen und dazu einen Experten/Expertin als Modellschreibende zu erforschen. Die dabei angewandten Methoden können offen gestaltet sein. Ein Interview ist ebenso möglich wie auch eine Beobachtung und Analyse des Schreibprozesses anhand eines Bildschirmvideos. Mehrere Arbeiten zu unterschiedlichen Schreibsituationen sind möglich.
Einstiegsliteratur
- Philipp, Maik (2014a) Grundlagen der effektiven Schreibdidaktik und der systematischen schulischen Schreibförderung. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren.
- Philipp, Maik (2014b) Selbstreguliertes Schreiben. Schreibstrategien erfolgreich vermitteln. Weinheim und Basel: Beltz Verlag.
- Kruse, Otto (2018): Lesen und Schreiben. 3. Aufl. Stuttgart: utb. Schmölzer-Eibinger, Sabine/Bushati, Bora/Ebner, Christopher/Niederdorfer, Lisa (Hg.) (2018): Wissenschaftliches Schreiben lehren und lernen. Diagnose und Förderung wissenschaftlicher Textkompetenz in Schule und Universität. Münster: Waxmann.
- Klingenberg, Andreas (online): Referenzrahmen Informationskompetenz. (7.12.2019).
- Sühl-Strohmenger, Wilfried (Hg.) (2016): Handbuch Informationskompetenz. 2. Aufl. Berlin/Boston: de Gruyter.
- Feilke, Helmuth; Tophinke, Doris (2017) Materialgestütztes Argumentieren. Praxis Deutsch 262, 4-13.
- Schlegel, Frank (2016) Erklärvideos im Unterricht. Einstieg in die Filmbildung mit YouTube-Formaten. Münster: Film+Schule NRW.