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Die Tagebücher von Heinrich Schenker
Kurzbeschreibung des Forschungsprojekts
Heinrich Schenker (1868–1935) gilt als einer der einflussreichsten Musiktheoretiker des 20. Jahrhunderts. Sein Wirkungsort war Wien, wo er ein breites Tätigkeitsfeld entfaltete.
Schenker war Komponist, Dirigent, Pianist, Klavier- und Theorielehrer, Zeitungskritiker, Herausgeber und Autor. Er korrespondierte mit rund 400 Personen, führte von 1896 bis zum Lebensende Tagebücher und dokumentierte seine Tätigkeit als Privatlehrer in Unterrichtsbüchern. Dementsprechend umfangreich ist sein schriftlicher Nachlass, der Gegenstand des von Ian Bent gegründeten Projekts "Schenker Documents Online" ist.
Im Rahmen dieser digitalen Edition wird das überlieferte Material transkribiert, kommentiert und zusammen mit einer englischen Übersetzung kostenlos zugänglich gemacht. Die publizierten Quellen, die sich durch eine dichte Verknüpfung gegenseitig erhellen, bieten sozial- und zeitgeschichtliche Einblicke in die damaligen Lebensverhältnisse und erlauben eine kultursoziologische Analyse jener Netzwerke des kulturellen Lebens, an denen Schenker teilhatte.
Aufgrund ihrer widersprüchlichen Momente erweist sich Schenkers Biographie als lohnendes Forschungsthema. Er war ein assimilierter Jude deutschnationaler Gesinnung, ohne je ernsthaft eine Konversion ins Auge gefasst zu haben. In künstlerischer Hinsicht entschieden konservativ, pflegte Schenker doch Kontakte zu prononcierten Vertretern der Moderne wie Ferruccio Busoni oder Arnold Schönberg.
Zum Anschauen
Zur Schenker-Online-Edition: http://www.schenkerdocumentsonline.org/index.html
Themenanregungen für VWA und Diplomarbeit
- Das Wiener Musikleben, an dem Heinrich Schenker teilhatte.
- Schenkers private Lebensumstände in einer wirtschaftlich schwierigen Zeit.
- Die Lebensverhältnisse in Wien zur Zeit des Ersten Weltkriegs.
- Jüdisches Selbstverständnis in der Zwischenkriegszeit.
- Soziokulturelle Entwicklungen in Österreich im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts.
- Der Antisemitismus aus der Sicht eines deutschnationalen Juden
Einstiegsliteratur
- Hellmut Federhofer: Heinrich Schenker. Nach Tagebüchern und Briefen in der Oswald Jonas Memorial Collection, University of California, Riverside (Hildesheim u.a.: Olms, 1985)
- Evelyn Fink (Hrsg.): Rebell und Visionär. Heinrich Schenker in Wien. Katalog zur Ausstellung vom 12. Juni bis 3. Juli 2003 an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (Wien: Lafite, 2003)
- Martin Eybl / Evelyn Fink-Mennel (Hrsg.): Schenker-Traditionen. Eine Wiener Schule der Musiktheorie und ihre internationale Verbreitung / A Viennese School of Music Theory and Its International Dissemination (Wien: Böhlau, 2006)