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Gletscherarchäologie in den Österreichischen Alpen - Glacial Archaeology in the Austrian Alps (GAAA)
Kurzbeschreibung des Forschungsprojekts
Als Folge der globalen Klimaerwärmung und dem damit einhergehenden Rückzug der Gletscher apern immer wieder archäologisch relevante Artefakte aus dem alpinen Eis aus. Diese Objekte stammen aus unterschiedlichen Epochen der letzten 10.000 Jahre und sind für die Archäologie und ihre Nachbarfächer von größtem Interesse. Vor allem prähistorischen Eisfunden, wie sie 1991 am Similaun ("Ötzi") oder in den vergangenen Jahren im Berner Oberland (CH) am Schnidejoch und Lötschenpass geborgen wurden, kommt eine regelrechte wissenschaftliche Impulsfunktion zu.
Derartige Funde liefern grundlegende Informationen über die bisher wenig bekannte frühe Nutzung hochalpiner Landschaften und sind zudem durch die hervorragenden Erhaltungsbedingungen im Eis - insbesondere für organische Materialien - von singulärer Bedeutung. So sind die in den Eisarchiven konservierten Informationsträger für verschiedene Disziplinen wie die Archäobiologie (aDNA), Archäobotanik, Glaziologie und Klimaforschung von großem Wert.
Obwohl dieses wissenschaftliche Potential im Eis erhaltener Objekte gut bekannt ist und gleichzeitig der Verlust alpiner Eisflächen rasant fortschreitet, werden bislang kaum Anstrengungen zur Erforschung und zum Schutz klimatisch bedrohter Kulturgüter unternommen.
Als vordringlichstes Ziel gilt die systematische Detektion von Gebieten mit hohem gletscherarchäologischen Potential in Vorarlberg und Tirol. Die Aktualität der Thematik sowie der dringende Bedarf nach einer systematischen Gletscherarchäologie in Österreich wird auch von den Resultaten eines Workshops zur Gletscherarchäologie unterstrichen, der 2013 vom Hauptantragsteller gemeinsam mit dem Österreichischen Bundesdenkmalamt durchgeführt wurde.
Das Projekt GAAA soll sich diesem Forschungsdesiderat auf den drei Ebenen Methodik/Theorie, Feldarbeit und Öffentlichkeitsarbeit annehmen. Das Projekt ist eines von 21 bewilligten Projekten, das im Rahmen des vom ÖAW initiierten Programms „Earth System Sciences“ zur Erforschung des „System Erde“ durchgeführt wird.
Zum Anschauen
HIER geht es zur Internetseite des Projekts
Themenanregungen für VWA und Diplomarbeit
- Die Gletscherarchäologie ist eine der jüngsten Disziplinen der archäologischen Wissenschaften. Bis vor nicht all zu langer Zeit war die Meinung auch unter Wissenschaftler/innen gängig, dass vergletscherte Gebiete vor allem in der Urgeschichte (bis 15. Chr.) kaum bwz. nicht aufgesucht wurden. Der Fund des Eismannes, "Ötzi", änderte dies schlagartig - für die Fachwelt und die Öffentlichkeit. Die Gletscherregionen rückten damit in Mittelpunkt des Interesses von Archäologen. Durch gezielte Geländebegehungen in den Sommermonaten wird nun innerhalb von verschiedensten Projekten im Alpenraum versucht, archäologisch relevante Objekte vor ihrem Verfall zu bergen. Um die zu untersuchenden Gebiete im Vorhinein eingrenzen zu können muss anhand verschiedener Kriterien eine Auswahl getroffen werden um das archäologische Potential von Übergängen möglichst genau vorherzuagen.
Einstiegsliteratur
- A. Hafner, Schnidejoch und Lötschenpass. Archäologische Forschungen in den Berner Alpen 1 u. 2 (Bern 2015)
- A. Fleckinger, Ötzi 2.0. Eine Mumie zwischen Wissenschaft, Kult du Mythos. Bozen 2011.
- L. Naef, Alpines Eis – bedrohtes Kulturarchiv. Archäologie in Graubünden 2, 2015, 161-179.
- H. Steiner, Aufgetaut – Gletscherfunde am Langgrubenjoch (Matsch/Schnalstal). In: P. Gleirscher/ L. Andergassen (Hrsg.) Antiquitates Tyrolenses. Festschrift für Hans Nothdurfter zum 75. Geburtstag. Veröffent. des Südtiroler Landesmuseums Schloss Tirol 1, 2015, 11-30.