Die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938
Kurzbeschreibung des Forschungsprojekts
An der Universität Wien wurden mit der Machtübernahme des Nationalsozialismus 1938 über 2.700 vorwiegend „jüdische“ Universitätsangehörige (Lehrende, Studierende und Absolvent/innen) von der Universität ausgeschlossen und in der Folge vertrieben und/oder ermordet. Neben der Entlassung von rund 320 Professoren, Universitäts- und Privatdozent/innen erfolgte bis Ende Juni 1938 die fast lückenlose Vertreibung „jüdischer“ Studierender: Von den ca. 2.230 verfolgten Studierenden konnten bislang die Namen und Biografien von rund 1.800 Personen eruiert werden. Daneben wurde über 230 Absolvent/innen der Universität Wien ihr lange zuvor erworbener akademischer Grad aus rassistischen Gründen aberkannt.
Das 2009 präsentierte „Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938“ enthält als Ergebnis langjähriger Forschungen einen Großteil der Namen, Biografien und Bilder der 1938 Vertriebenen. Das Projekt besteht aus dem handgeschriebenen Gedenkbuch, das im DENK-MAL Marpe Lanefesch (dem ehemaligen jüdischen Betpavillon des Alten AKH) am Campus der Universität Wien aufbewahrt wird, sowie aus dem gleichnamigen Online-Gedenkbuch (http://gedenkbuch.univie.ac.at/) das als „work in progress“ konzipiert ist.
Das Redaktionsteam forscht, aktualisiert es laufend und erweitert es um Kurzbiografien, Fotografien und Dokumente der Vertriebenen, oft im regen Austausch mit den Nachfahren der betreffenden Personen.
Projekt: Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938
Zum Anschauen
HIER geht es zum Online-Gedenkbuch
Themenanregungen für VWA und Diplomarbeit
- Leben und Wirken von vertriebenen Studierenden und Lehrenden der Universität Wien - vor und nach der Vertreibung 1938
- Studierende der Universität Wien im antifaschistischen Widerstand gegen den Nationalsozialismus
- Wissenschafter/innen der Universität Wien im antifaschistischen Widerstand gegen den Nationalsozialismus
- Studierende und Lehrende der Universität Wien als Opfer der nationalsozialistischen Verfolgungspolitik
- Flucht vor nationalsozialistischer Verfolgung ins Ausland - Rückkehr/Nicht-Rückkehr nach Österreich nach dem Zweiten Weltkrieg
- Überlebensmöglichkeiten Betroffener in Wien/Österreich
- Vertreibung von Juden und Jüdinnen aus Wien
Einstiegsliteratur
- Herbert Posch, Doris Ingrisch u. Gert Dressel, "Anschluß" und Ausschluss 1938. Vertriebene und verbliebene Studierende der Universität Wien, Wien 2008.
- Herbert Posch u. Friedrich Stadler, Hg., "... eines akademischen Grades unwürdig". Nichtigerklärung von Aberkennungen akademischer Grade zur Zeit des Nationalsozialismus an der Universität Wien, Wien 2005.
- Friedrich Stadler, Hg., Vertriebene Vernunft. Emigration und Exil österreichischer Wissenschaft 1930 - 1940, 2 Bände , 2. Auflage, Münster u.a. 2004 [1988].
- Marie Tidl [Marie Wendl], Die Roten Studenten. Dokumente und Erinnerungen 1938 – 1945, Wien 1976.
- Barbara Sauer, Ilse Reiter - Zatloukal, Advokaten 1938. Das Schicksal der in den Jahren 1938 bis 1945 verfolgten österreichischen Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte, Wien 2010
- Beatrix Müller - Kampel, Hg., Lebenswege und Lektüre. Österreichische NS-Vertriebene in den USA und Kanada, Tübingen 2000.
- Thomas Maisel, Kurt Mühlberger u.a., Tore der Erinnerung, in: Alfred Ebenbauer, Wolfgang Greisenegger u. Kurt Mühlberger, Hg., Historie und Geist. Universitätscampus Wien, Wien 1998.
- Kurt Mühlberger, Vertriebene Intelligenz 1938. Der Verlust geistiger und menschlicher Potenz an der Universität Wien 1938 – 1945, 2. Auflage, Wien 1993.
- Elisabeth Fritsch, Wie die Pharmazie ein Frauenberuf wurde. Materialien zu den in Wien ausgebildeten und berufstätigen Pharmazeutinnen mit Schwerpunkt 1905 bis 1945, Berlin u. Wien 2007.
Biografien Betroffener:
- Muriel Gardiner, Deckname "Mary". Erinnerungen einer Amerikanerin im österreichischen Untergrund, Wien 1989
- Sophie Freud, Im Schatten der Familie Freud. Meine Mutter erlebt das 20. Jahrhundert, Berlin 2006.
- Peter Goller u. Gerhard Oberkofler, Hg., Fritz Feigl (1891 - 1971), Notizen und Dokumen te zu einer wissenschaftlichen Biographie im Gedenken an Kurt Horeischy und Hans Vollmer (hgg. v. d. Zentralbibliothek für Physik in Wien), Wien 1994.
- Edith Hahn-Beer, Ich ging durchs Feuer und brannte nicht. Eine außergewöhnliche Lebens- und Liebesgeschichte, Bern, München, Wien 2000.
- Christine Kanzler, "Ich kann überall Wurzeln treiben ...". Einblicke in das Leben und Werk der Wiener Botanikerin Mona Lisa Steiner (1915 - 2000), in: Susanne Blumesberger, Hg., Frauen schreiben gegen Hindernisse. Zu den Wechselwirkungen von Biografie und Schreiben im weiblichen Lebenszusammenhang, Band II , Wien 2010, 103 - 112
- Bernhard Kuschey, Die Wodaks – Exil und Rückkehr: eine Doppelbiografie. Jüdische Linke – Wissenschaft und Politik im englischen Exil – Diplomatie für Österreich, Wien 2008.
- Ella Lingens, Gefangene der Angst. Ein Leben im Zeichen des Widerstandes, Wien u. a. 2003.
- Benno Weiser Varon, Ich war Europäer. Roman einer Generation, Wien 2008. Brigitte Zimmel u. Gabriele Kerber, Hg., Hans Thirring. Ein Leben für Physik und Frieden, Wien u.a. 1992
- Edith Foster, Maturatreffen. 50 Jahre danach, Wien 1989