Erforschung alter und selten genutzer Holzarten und deren Verwendung
Kurzbeschreibung des Forschungsprojekts
Vor nicht allzu langer Zeit wurden noch fast alle Gerätschaften des täglichen, vor allem bäuerlichen, Bedarfs aus Holz gefertigt. Unterschiedliche Teile eines Geräts waren dabei verschiedensten Beanspruchungen ausgesetzt, genauso vielfältig war auch die Holzartenauswahl. Josef Blau zählt im Jahr 1917 noch 27 Holzarten im typischen böhmischen Hauswesen und betont dabei, dass jedes Holz nach Herkunft und Eigenschaft unterschieden und für den passenden Gebrauch ausgewählt wurde.
Heute werden diese Holzarten – Großsträucher und Kleinbäume (wie z.B. Kornelkirsche und Berberitze) – nicht mehr genutzt. Im Projekt Wert-Holz wurde historische Literatur analysiert und mit modernen Prüfwerten verknüpft, um selten genutzte Holzarten unter Einbeziehung von Ergebnissen vorhergehender Untersuchungen detailliert zu beschreiben und das Potential für moderne Nutzungsmöglichkeiten aufzuzeigen.
**Analyse historischer Literatur und Charakterisierung der selten genutzten Holzarten**
In einem ersten Schritt stand die Analyse von 122 historischen Literaturquellen über die Eigenschaften und Verwendungsmöglichkeiten heutzutage selten genutzter Holzarten im Mittelpunkt. Frühere Arbeiten in österreichischen Museen haben gezeigt, welche Holzarten in Österreich in der Vergangenheit genutzt wurden. Unter den 49 nachgewiesenen Holzarten sind 17, die man unter der Gruppe Großsträucher und Kleinbäume zusammenfassen kann (z.B. Kornelkirsche, Berberitze, Elsbeere). Diese finden heute keine Anwendung mehr, sind aber in der Literatur seit 1690 sehr genau beschrieben. Diese Beschreibungen sind oft sehr umfassend, es fehlen in der Literatur jedoch zumeist Zahlenangaben zu heute üblichen Prüfgrößen wie Holzdichte, Festigkeit, Schwindverhalten, etc.
Schüler/innen konnten im Rahmen des Sparkling Science-Projektes "Wert-Holz" den großen Wert historischer Literatur, aber auch die Grenzen der Vergleichbarkeit von Angaben in dieser erfahren. Durch Einbeziehen von historischen Quellen zur Beantwortung von modernen Forschungsfragen im Rahmen von Diplomarbeiten war es für die Schüler/innen in weiterer Folge möglich, das weitreichende Wissen um die Holzverwendung und Holzverarbeitung in vergangener Zeit zu verstehen. Dadurch konnten auch neue, nicht standardisierte Prüfverfahren entwickelt (z.B. Abriebfestigkeit des Holzes selbst, Spaltbarkeit, etc.) und die moderne Charakterisierung von wenig beschriebenen Holzeigenschaften ermöglicht werden. In weiterer Folge wurden Laborwerte für eine zahlenmäßige, moderne Beschreibung selten genutzter Holzarten (Holzdichte, Festigkeit, Schwindverhalten, Spaltbarkeit etc.) in mehr als 42 000 Einzelmessungen für 24 Prüfgrößen ermittelt.
Durch die Berücksichtigung der „selten genutzten Holzarten“ konnte die bekannte Spannweite der technologischen Kennwerte des Werkstoffs Holz deutlich erweitert werden. Für die Durchführung der Materialprüfungen war es notwendig Probenmaterial zu sammeln, da die betreffenden Holzarten derzeit nicht käuflich zu erwerben sind. Die Schüler/innen konnten auf diesem Weg auch die zugehörigen Großsträucher und Kleinbäume kennenlernen. Diese geernteten Gehölze wurden zu Prüfkörpern aufgearbeitet und nach der Klimatisierung entsprechend moderner Prüfnormen sowie neu entwickelter Verfahren (z.B. Kratzfestigkeit, Spaltbarkeit etc.) geprüft. Die Schüler/innen konnten bei gemeinsamen Beprobungen aktiv teilnehmen und die Großsträucher und Kleinbäume in ihrem natürlichen Umfeld kennenlernen. Sie konnten damit nachvollziehen wo, wie, und wie schnell sie wachsen, was im Hinblick auf deren nachhaltige Verwendung von Bedeutung ist. Vor der Beprobung erfolgte eine eindeutige Bestimmung an Hand der Blätter, Blüten, Früchte etc. Im Zuge von Maturaarbeiten aber auch zum Teil innerhalb des Labor-Übungsbetriebs wurden mehr als 10 000 Messungen von den Schüler/innen durchgeführt sowie neue Prüfanordnungen entwickelt.
**Beschreibung der selten genutzten Holzarten**
Ziel des Projektes war es, die Eigenschaften und Verwendungsmöglichkeiten der mitteleuropäischen Holzarten, inklusive der heute nicht mehr im Einsatz befindlichen Kleinbäume und Großsträucher, darzustellen. Als Datenbasis dafür steht die Analyse der historischen Literatur, die moderne zahlenmäßige Charakterisierung sowie Ergebnisse aus vorangegangenen Projekten zur Verfügung.
Diese drei Informationsquellen wurden zusammengeführt und werden im Frühjahr 2017 als umfassende Beschreibung von 60 mitteleuropäischen Holzarten in Buchform im Verlag Kessel veröffentlicht. Die öffentliche Diskussion des Potentials von selten genutzten Holzarten sowie die Thematisierung von diesem im Schulunterricht und der damit verbundenen Heranführung von zukünftigen Akteuren der Holzbranche an die Inhalte von „Wert-Holz“ soll eine nachhaltige Nutzung unserer heimischen Holzressourcen forcieren.
Zum Anschauen
Weitere Informationen zum Projekt gibt es HIER
Themenanregungen für VWA und Diplomarbeit
- Anwendungsmöglichkeiten selten genutzer Holzarten in modernen Nischenprodukten
- selten genutzte Holzarten und ihre Bedeutung für eine nachhaltige Forstwirtschaft
- Was kann Holz? Vergleich holztechnologischer Größen mit Kennwerten anderer Materialen
Einstiegsliteratur
- Grabner, M. (2012): Das Lexikon der selten genutzten Holzarten. Der fortschrittliche Landwirt, 3, 27-27 sowie nachfolgende Ausgaben 2012 und 2013
- Grabner, M. (2017): WerkHolz, Eigenschaften und historische Nutzung 60 mitteleuropäischer Holzarten, Kessel, Wien