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Mythos vom besseren Leben auf dem Land
Kurzbeschreibung des Forschungsprojekts
Ausgehend von der europaweit einzigartigen Fotosammlung des Österreichischen Museums für Volkskunde untersucht das Forschungsprojekt „Stadt-Land-Kind. Eine intergenerative Ethnographie zu Sehnsuchtsbildern vom Land“ den Mythos vom besseren Leben auf dem Land aus einer intergenerativen Perspektive. Im Dialog mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern erforschen Schülerinnen und Schüler gängige Stadt-Land-Konstruktionen und entsprechende Bild- und Bedeutungsproduktionen im Austausch mit Groß-/Elterngenerationen. Die forschungsleitenden Fragen lauten: Mit welchen Bildern „schreiben“ wir unsere Geschichte vom Land? Welche gesellschaftlichen Entwürfe und (Zukunfts-)versprechen werden in diesen Bildern verhandelt?
Ziel ist zum einen die Dekonstruktion gängiger Authentizitätsvorstellungen, wie sie sich Tourismus-, Produkt-, und Politikinszenierungen mit Bildern vom Land heute zu Nutze machen.
Zum anderen zielt das Projekt auf eine Aktualisierung der Erinnerungen zum ländlichen Österreich durch a) das kritische Hinterfragen historisch und kulturell konstruierter Sehnsuchtsmotive, durch b) das Generieren neuer multiperspektivischer Bilder sowie durch c) das kollektive Ausstellen und Vermitteln.
Der transdisziplinäre kulturwissenschaftliche Ansatz führt Stränge der Visual and Sensory Ethnography, der Design- und Alltagsforschung sowie der Museologie gewinnbringend zusammen.
Im ethnographischen Forschungsprozess mit den Schülerinnen und Schülern kommen Fokusgruppen als intergenerative Bildgespräche, Forschungs-Postkarten und Fotoexpeditionen zur aktiv-reflexiven Bildproduktion zum Einsatz. Während für die Wissenschaft der Nutzen in der Analyse und Aktualisierung der visuellen/materiellen Kulturen mit der Bevölkerung liegt, zeigt sich der bildungspolitische Antrieb in der Auseinandersetzung mit einem offenen Heimatbegriff und der Erweiterung von Visual Literacies bei den Schulkindern und deren Familien. Neben begleitenden Expertinnen- und Expertenworkshops findet das Projekt mit einer finalen Ausstellung im Volkskundemuseum Wien seine Öffentlichkeit.
Themenanregungen für VWA und Diplomarbeit
- Blicke zurück und nach vorne: Erinnerungen und Zukunftsvisionen (Methodenvorschlag: Bild-/Fotointerviews, Collage, Fotoarchive)
- Darstellungen offener und geschlossener Heimatkonzepte (Methodenvorschlag: visuelle und sensorische Analyse)
- Sehnsuchtsorte bei verschiedenen Generationen (Methodenvorschlag: Bild-/Fotointerviews in der Gruppe)
- Arbeit mit öffentlichen Fotoarchiven (z. B. Volkskundemuseum Wien, regionale Fotoarchive, Topothek)
Einstiegsliteratur
- Bausinger, Hermann (2008): "Heimat in einer offenen Gesellschaft. Begriffsgeschichte als Problemgeschichte"
- Reinhard Johler/Bernhard Tschofen (Hg.): Empirische Kulturwissenschaft. Eine Tübinger Enzyklopädie. Tübingen: TVV, 351-366.
- Pink, Sarah, (2014), Doing Visual Ethnography, London: Sage Publications.
- Pink, Sarah (2015): Doing Sensory Ethnography, SAGE Publications Ltd.