Atlas zur deutschen Alltagssprache
Kurzbeschreibung des Forschungsprojekts
Was wird erhoben?
In vielen deutschsprachigen Gebieten werden die traditionellen Dialekte nur noch von älteren Sprecherinnen und Sprechern verwendet, in anderen Regionen sind sie fast vollständig aus dem Sprachgebrauch verschwunden. Regionale Unterschiede haben sich aber bis in die Standardsprache, das "Hochdeutsche", erhalten. Das betrifft den Wortschaft, die Aussprache und auch grammatische Merkmale. Beispiele sind etwa die Varianten "Samstag/Sonnabend", die Aussprache des ersten Lauts in diesen beiden Wörter (stimmhaftes bzw. -loses "s") oder auch das grammatische Geschlecht von "Joghurt", "E-Mail" u.a. Besonders deutliche regionale Unterschiede weist die Alltagssprache auf.
Wieso und wozu?
Lebendige Sprachen wie das Deutsche befinden sich in ständigem Wandel. Mit dem Projekt "Atlas zur deutschen Alltagssprache" soll zum einen die aktuelle Vielfalt des Deutschen erfasst und anschaulich auf Karten dargestellt werden. Durch den Vergleich der alten mit den entsprechenden neuen Sprachkarten aus der gegenwärtigen Interneterhebung können zum anderen Veränderungen des Sprachgebrauchs in den letzten Jahrzehnten nachvollzogen werden. Die Daten schaffen damit die Grundlage für Aussagen zur aktuellen Variation wie auch zu Entwicklungstendenzen des Deutschen.
Wie wird erhoben?
Die verschiedenen regionalen Varianten werden über Internetumfragen, also per indirekter Methode, an fast 500 Ortspunkten in Deutschland, Österreich, der deutschsprachigen Schweiz, Südtirol, Ostbelgien und Luxemburg erhoben. Dabei wird nicht nach der individuellen Gebrauchsform der Internetnutzer gefragt, sondern nach dem "normalen ortsüblichen Sprachgebrauch". In den Umfrageformularen, die online zugänglich sind und auch online ausgefüllt werden, gibt es zu jeder Frage sowohl vorgegebene Antwortmöglichkeiten als auch ein Freitext-Feld, in dem weitere Angaben gemacht werden können.
Zum Anschauen
HIER geht es zur Homepage des Projekts
Themenanregungen für VWA und Diplomarbeit
- Typische sprachgeographische Strukturen, die auf den Sprachkarten wiederkehren und mögliche Erklärungen
- Mögliche Gebrauchsunterschiede zwischen verschiedenen Generationen von Sprecherinnen und Sprechern
- Gemeinsamkeiten bzw. Unterschiede zwischen Variation in Mündlichkeit und Schriftlichkeit
- Fragen der sprachlichen Normierung (Gemeinsamkeiten bzw. Unterschiede zwischen Alltagssprache und Standardsprache/"Hochdeutsch" und Problematisierung der Grenzziehung – bzw. Frage, wer wie für welche Länder und Regionen festlegt, was als "standardsprachlich korrekt" in Schule, Universität und Öffentlichkeit gelten soll)
Einstiegsliteratur
- Möller, Robert / Stephan Elspaß: Erhebung dialektgeographischer Daten per Internet: ein Atlasprojekt zur deutschen Alltagssprache. In: Elspaß , Stephan / Werner König (Hrsg.): Sprachgeographie digital. Die neue Generation der Sprachatlanten (mit 80 Karten).
- Hildesheim, Zürich, New York: Olms 2008 (Germanistische Linguistik 190 – 191). 115 – 132.