Genderperspektiven auf Darstellungen von Gefühlen in Kunst und Medien erforschen
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Im Projekt Daring Emotions („Gefühle wagen!“) forschen Schüler/innen, Künstler/innen, Studierende, Lehrende und Wissenschaftler/innen gemeinsam zu Gefühlen in Bildungs- und Professionalisierungsprozessen.
Im hier beschriebenen Forschungsbereich wird untersucht, wie Gefühle in Kunstwerken und in (digitalen) Medien dargestellt werden und ein spezifischer Forschungsfokus liegt auf der Frage, welche Rolle Geschlecht dabei spielt. Viele Bilder, Filme, Songs und Musikvideos, Gemälde oder Social-Media-Formate zeigen Emotionen nicht ‘neutral’, sondern folgen und wiederholen damit bestimmten Vorstellungen davon, welche Gefühle „typisch“ für Männer oder Frauen sein sollen.
Kulturwissenschaftliche Forschung versteht Gefühle als in soziale Vorstellungen und gesellschaftliche Machtverhältnisse eingebettet: Kulturelle Normen legen fest, welche Gefühle für wen legitim erscheinen, wie sie zu zeigen sind und in welchen Kontexten sie akzeptiert oder eben als unpassend gewertet werden. Diese Vorstellungen haben sich historisch entwickelt und wirken bis heute weiter. In diesem Forschungsbereich wird analysiert und erkundet, welche Emotionen welchen Körpern zugeordnet werden, und ob sich in Kunst und (Pop-)Kultur neue widerständige Bildwelten finden lassen, die mit diesen binär kodierten Klischees brechen. Dabei können Werke aus der Kunstgeschichte sowie aus der zeitgenössischen Kunst, Film und Musik, Internet-Ästhetiken und Social-Media-Trends herangezogen werden. Ziel ist es zu untersuchen, welche Bedeutung Gefühle haben können, um Geschlechterrollen zu festigen und/oder sie kritisch zu befragen, umzudeuten sowie aufzubrechen.
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- ‘Wut ist männlich, Traurigkeit ist weiblich?’: Eine Analyse von Gefühlsklischees in Musikvideos Mögliche Fragestellung: Wie werden Wut, Traurigkeit oder Verletzlichkeit in aktuellen Musikvideos dargestellt, und unterscheiden sich diese Darstellungen je nach Geschlecht der Protagonist/innen? Material: Musikvideos (z. B. Billie Eilish, Doja Cat, Kendrick Lamar, Haftbefehl), Literatur: hooks, Kurt, Álvarez Vázquez u.v.a.m.
- Coolness als Machtstrategie? Wie Emotionen von Männlichkeit in Serien und Filmen inszeniert wird Mögliche Fragestellung: Welche Gesten, Farben, Kameraperspektiven und Narrative erzeugen das Bild des „coolen“ Mannes? Wie wirken solche Darstellungen auf Vorstellungen von anerkannten oder tabuisierten Gefühlen? Material: Serien/Filme, z. B. Adolesence, Fight Club, Aftersun, The Bear; Literatur: Geiger/Schröder/Söll, hooks u.v.a.m.
- Feministische Wut in der Kunst Wie Künstlerinnen Emotionen als Widerstand nutzen Mögliche Fragestellung: Wie arbeiten Künstlerinnen (z. B. Ana Lily Amirpour, Liv Strömquist, Guerrilla Girls, Florentina Holzinger) mit Gefühlen wie Wut, Verletzlichkeit oder Zärtlichkeit, um Geschlechternormen zu zeigen, zu irritieren, zu bearbeiten und zu kritisieren? Material: künstlerische Positionen, Comics, Film; Literatur: Wiese, Strick, Kurt „Hass“ u.a.m.
- Von ‘Soft Boys’ und ‘Sad Girls’Neue emotionale Rollenbilder in der Popkultur Mögliche Fragestellung: Sind Figuren wie der „Soft Boy“, „E-Boy“, „Sad Girl“ oder „Hot Mess Girl“ neue Arten, Gefühle und Geschlecht darzustellen? Brechen sie alte Klischees oder wiederholen sie sie nur? Material: TikTok/Instagram, Musik, Ästhetik der „Weirdcore“– und „Sad Girl“ Bewegung; Literatur: Tanni, Weis, Wiesböck u.a.m.
- Queercoding und Gefühlsästhetiken Welche Emotionen werden in Kunst und (Pop)Kultur als queer sichtbar gemacht, gezeigt und gelesen? Mögliche Fragestellung: Welche Gefühlsdarstellungen werden in Filmen/Serien als queer markiert? Wie wirken Farben, Körpersprache oder Sounddesign auf die Lesbarkeit von Emotionen? Material: Disney, Serien: Heartstopper, Sex Education, queere Filmszenen: All of Us Strangers, Siebzehn; Podcastfolge zu Queercoding; Literatur: Kasmani, Butler u.a.m.
- Selbstforschung: Eigene künstlerische Arbeit zu Gefühlsdarstellungen und Gender Mögliche Fragestellung: Wie kann ich selbst (fotografisch, filmisch, performativ etc.) mit Emotionen experimentieren, um gängige Geschlechterbilder zu hinterfragen? Was verändert sich, wenn ich Gefühle bewusst anders inszeniere? Material: eigene Kunstproduktion und theoretische Reflexion; Literatur: Strömquist, Kurt, Weis u.v.m.
vwadb.detail.literature
- Argawal, Pragya (2022) Hysterical. Exploding the Myth of Gendered Emotions. Edinburgh: Canongate Books
- Baeza, Sophia (2023) Nina Menkes: Giving Voice to Female Rage and Despair. London: British Film Institute, 05, Arts & Humanities Database.
- Butler, Judith (2006) Das Unbehagen der Geschlechter. Frankfurt am Main: Suhrkamp
- Endler, Rebekka (2025) Witches, Bitches, It-Girls. Wie Patriarchale Mythen uns bis heute prägen. Rowohlt Verlag
- Geiger, Anette / Schröder, Gerald / Söll, Anne (Hg.) (2010) Coolness. Zur Ästhetik einer kulturellen Strategie und Attitüde. Bielefeld: Transcript.
- hooks, bell (2004) We real cool. Black Men and Masculinity. New York: Routledge.
- Kasmani, Omar, et al. (2022) Nothing Personal?! Essays on Affect, Gender and Queerness. B_books
- Kurt, Şeyda (2021) Radikale Zärtlichkeit. Warum Liebe politisch ist. Hamburg: HarperCollins
- Kurt, Şeyda (2023) Hass. Von der Macht eines widerständigen Gefühls. Hamburg: HarperCollins
- Strick, Simon (2021) Rechte Gefühle: Affekte und Strategien des Digitalen Faschismus. Bielefeld: Transcript
- Tanni, Valentina (2024) Exit Reality: Vaporwave, Backrooms, Weirdcore, and Other Landscapes beyond the Threshold. Roma: Nero
- Weis, Diana (Hg.) (2012) Cool Aussehen. Mode & Jugendkulturen. Berlin: Archiv der Jugendkulturen Verlag
- Wiesböck, Laura (2025) Digitale Diagnosen: psychische Gesundheit als Social-Media-Trend. Wien: Paul Zsolnay Verlag
- Zeitschriftenartikel:
- Álvarez Vázquez, Eva. Angry women in horror: Challenging traditional notions of femininity. Revista Teknokultura., vol. 21, no. 1, 2024, pp. 103–105, 2024
- Wiese, Doro. Female Desire and Feminist Rage: Ana Lily Amirpour’s Reworking of the Vampire Motif in A Girl Walks Home Alone at Night. Sic Journal, vol. 12, no. 2, 2022
- Podcasts:
Feuer und Brot von Alice Hasters & Maxi Häcke: https://feuerundbrot.de/
“In ihrem Podcast besprechen die beiden in lockerer Atmosphäre politische, popkulturelle und persönliche Themen, z.B. neue Social Media Trends, alte Film Tropes, Mutterschaft, Männlichkeit und Verschwörungsmythen.”- Folge “Men are not okay - Wer soll sich kümmern?” https://link.deezer.com/s/31DGlqQo29orpdVqbLAX1
- Folge: “4B, Femcels, Dissociation Feminism: Pessimismus nach #Metoo”
https://link.deezer.com/s/31EcViG73vQ8NbxcdW8F1 - Folge: “Tradwives - Untergeordnet und glücklich?"
https://link.deezer.com/s/31EcYLeJGKpxrQGCB3cBk - Folge: “Crazy Ex Girlfriend” im Film - fernab von der Realitä
https://link.deezer.com/s/31EcZfEodvxgNewb2o3wK - Folge: “Queercoding und Queerbaiting im Film. Sind Disney Bösewichte queer? feat. BBQ Podcast"
https://link.deezer.com/s/31Ed4cZ1hwlW0oBVfU85X
- Dokumentation:
- Brainwashed: Sex - Camera - Power (2022)
Nina Menkes
- Brainwashed: Sex - Camera - Power (2022)
- Graphic Novels/ Comics:
- Lust, Ulli (2025) Die Frau als Mensch. Am Anfang der Geschichte. Berlin: Reprodukt
- Stömquist, Liv (2018) Der Ursprung der Liebe. Berlin: avant-Verlag
- Strömquist, Liv (2019) I’m every woman. Berlin: avant-Verlag