Die Architektur des Stupa im indo-tibetischen Kontext
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Dieses Projekt sowie das Folgeprojekt "Stupa und Lhato: Architektur zwischen Buddhismus und Bön" befassen sich mit objekthaften kultischen Objekten, die ganz wesentlich die Kulturlandschaften der Himalayaregionen prägen. Während es sich bei Stupas, die heute auch in vielen Städten Europas von buddhistischen Gemeinden errichtet werden, um rein buddhistische Bauwerke handelt, sind Lhatos eher archaisch wirkende Objekte (oftmals dekoriert mit Tierschädeln oder Hörnern und Wacholderästen), deren Ursprung vermutlich in vorbuddhistische Zeit zurückreicht.
"Vor"-buddhistisch bedeutet hier vor dem 7. Jh. n.Chr., da zu dieser Zeit der Buddhismus nach Tibet kam und die davor herrschenden Glaubenssysteme, zusammenfassend als Bön bekannt, zu verdrängen oder in sich aufzunehmen begann. Beide Bauwerkstypen ergänzen sich heute, wobei die Lhatos vor allem im Kontext von regionalen Gottheiten und mystischen Wesenheiten (meist Berggottheiten) zu sehen sind, während Stupas das orthodoxe buddhistische Glaubenssystem repräsentieren.
Spannend dabei ist, wie sich beide architektonischen Systeme ergänzend in die Landschaften der Himalayaregion einfügen und somit einen "Kommunikationsraum" zwischen Mensch und Natur aufspannen. Einige Lhatos dienen als Gruppe beispielsweise einer bestimmten Gottheit als Sitz, wobei die einzelnen Lhatos jener Gruppe mehrere 100 km voneinander entfernt aufgebaut sein können. Die entsprechende Gottheit bewegt sich dann im Raum zwischen diesen Punkten. Es geht also um grundlegende Mechanismen, mit deren Hilfe der Mensch eine übermächtige Natur zu verstehen und damit auch zu kontrollieren versucht, und wie diese durch architektonische Formen konkret werden.
Anzumerken ist, dass es auf diesem Forschungsgebiet eine lange Tradition österreichischer WissenschafterInnen gibt. Dass das mit der Ähnlichkeit traditioneller alpiner Lebensweisen und dem Leben im Himalaya zusammenhängt, ist eine Annahme, die meiner Meinung nach zumindest teilweise stimmt.
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- Die Architektur des tibetischen Buddhismus
- Architektur im Himalaya
- Religionen in Gebirgsregionen: Ähnlichkeiten, Mythen und der Einfluss der Naturlandschaft auf die Geisteswelt
- Spannend zu untersuchen wäre für Schüler, wie ähnliche Landschaften zu vergleichbaren Reaktionen führen sowohl in Bezug auf Riten als auch Architekturen. So gibt es in formaler Hinsicht etwa erstaunliche Ähnlichkeiten zwischen Lhatos und "Stanmanderln" sowie zwischen Perchtenumzügen und von Maskentänzern aufgeführten tibetischen Chamtänzen . Es ist sicher nicht leicht, ohne unmittelbare Erfahrungen einer Himalayaregion eine fundierte Arbeit zu recherchieren. Am ehesten wäre daher ein Thema zu empfehlen, wo die Schüler einen direkten Zugang hätten. Eine andere Möglichkeit wäre daher, Stupabauten in Österreich (sowohl in Graz als auch Linz gibt es größere tibetische Stupas in öffentlichen Parks, vermutlich auch in Wien und in anderen Bundesländern im Bereich buddhistischer Zentren). Sollte sich jemand für ein rein tibetisches Thema interessieren, stehe ich gerne mit Materialien aus meinem Archiv zur Verfügung.
vwadb.detail.literature
- Lee-Kalisch, Jeong-Hee et al. (2006) "Tibet: Klöster öffnen ihre Schatzkammern". Ausstellungskatalog, Villa Hügel - Kulturstiftung Essen.
- Steinkellner, Ernst et al. (2003) "Sacred Landscape of the Himalaya". Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien.
- Kostka, Robert (2011) "Wakhan: Talschaft zwischen Pamir und Hindukusch" Publikation zu Roger Senarclens de Grancy (1938-2001) - Internationalen Gedächtnis-Symposium 20011, Graz TU Graz Verlag (auch als PDF-Download auf der Verlagsseite des TUG Verlags frei verfügbar).