Lernen aus der Zukunft für die Schule der Zukunft
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Individuen und Gruppen haben es häufig schwer, ihre Bedürfnisse explizit zu formulieren und zu kommunizieren. Wir denken und agieren für gewöhnlich auf der Ebene expliziter Bedürfnisbefriedigungsstrategien (Satisfier, z.B. "Ich will ein rotes Auto der Type ABC mit Alufelgen!"), ohne uns unserer Bedürfnisse explizit bewusst zu sein (z.B. Mobilität oder Ansehen). In konfliktären Situationen klaffen diese Strategien häufig auseinander, wenngleich das zugrunde liegende Bedürfnis aller Beteiligten womöglich dasselbe ist.
Basierend auf der Tatsache, dass ein Bedürfnis durch viele, unterschiedliche Strategien befriedigt werde kann (1:n-Beziehung zwischen Bedürfnis und Lösungen/Strategien), kann es sinnvoll sein, die individuellen und kollektiven Bedürfnisse genauer zu kennen, um neue, innovative und vor allem konsensfähige Bedürfnisstrategien finden und entwickeln zu können.
Die von der Forschungsgruppe entwickelte und bereits erfolgreich eingesetzte Methode Bewextra zielt darauf ab, individuelles und kollektives Bedürfniswissen zu explizieren und so kommunizierbar zu machen, um in Change Management Prozessen größtmögliche Wirkung entfalten zu können.
Das Framework fußt gleichermaßen auf Theorien des wissensbasierten Managements sowie der Philosophie und der Kognitionswissenschaften. In drei aufeinanderfolgenden Phasen (Collect – Analytic – Validate) wird das explizite Bedürfniswissen gewonnen.
- Phase I: Basierend auf Otto C. Scharmers Ansatz „Lernen aus der Zukunft“, wird ein ein praxistaugliches Vorgehen zur Wissensgenerierung in Gruppensettings ermittelt (interacting with the envisioned future), welches zur effizienten Datenerhebung genutzt wird.
- Phase II: Mit Hilfe der Methode Generative Listening werde aus den erhobenen Daten Bedürfnishypothesen entwickelt.
- Phase III: Im letzten Schritt werden diese Hypothesen durch die Teilnehmer/innen quantitativ und qualitativ überprüft, ggf. ergänzt und bestätigt. Am Ende steht ein expliziter und validierter Bedürfniskatalog für das soziale System (zB Schule).
Kürzlich wurde ein solches Projekt zur Erhebung von Bedürfniswissen mit einer BHS in Niederösterreich durchgeführt. Die Forschungsfrage des Projektes lautete: "Was sind die (fundamentalen) Bedürfnisse der relevanten Stakeholder im sozialen System Schule [Name der Schule]?"
In diesem Projekt wurden bewährte Instrumente des Organisationalen Lernens und Coachings eingesetzt. Insbesondere wurde die Methode Bewextra verwendet und weiterentwickelt. Ziel des Projektes war es, mit Hilfe einer großen Anzahl von Teilnehmer/innen (relevante Stakeholder) einen validierten Bedürfniskatalog für das System Schule [Name der Schule] zu erstellen, der dieser Schule als gute, stabile und validierte Basis für Schulentwicklungsprojekte/-maßnahmen, QM-Aktivitäten, SGA-Entscheidungen etc. dienen kann.
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HIER geht es zur Internetseite der Forschungsgruppe und zahlreichen Informationen
vwadb.detail.suggestions
- Bewextra-Collect (Phase 1) verwendet die Methode "Lernen aus der Zuknft", um mithilfe einer Imaginationsreise Menschen in eine ideale Zukunft zu versetzen. Aus dieser berichten sie, wie ihre optimale - die Bedürfnisse befriedigende - Schule der Zukunft aussieht. Verschiedene Ansätze einer solchen "Zeitreise" sind abhängig von der angesprochenen Altersgruppe denkbar. Beispielweise ist ein Projekt aus Westösterreich bekannt, in dem Kindergartenkinder ihren "Traum-Kindergarten" gezeichnet haben. Die Daten wurden von Deisgner/innen und Architekt/innen interpretiert und "übersetzt", sodass die Ergebnisse für sie nutzbar wurden.In einer Schule arbeiten verschiedene Gruppen mit unterschiedlichen persönlichen Interessen miteinander. Gemeinsame Bedürfnisse könnten der "kleinste gemeinsame Nenner" dieser Gruppen sein. Wie werden im Bewusstsein dieser Bedürfnisse gemeinsame Lösungen, die für alle wirklich gut und nützlich sind, in einer Schule gefunden? Wie können die unterschiedlichen Interessensgruppen zusammenarbeiten, sodass etwas Fruchtbares für alle entstehen kann? In der Marketing-Literatur heißt es dazu pointiert: "Good products respond to customer demands. Great products respond to customer needs!" Was unterscheidet "gute" von "großartigen" Produkten/Dienstleistungen - aus Sicht von Schüler/innen?
vwadb.detail.literature
- Die "ultimative" Bedürfnisliste LINK
- Perceiving Needs LINK
- Alexander Kaiser and Florian Kragulj and Thomas Grisold and Roman Walser Extending the Organizational Learning Process in Order to Enable Innovative Ideas: http://epub.wu.ac.at/4642/1/eckm2015-paper-kaiser-final.pdf